815:
im Jahr 815 erhält das Kloster St. Gallen die erste urkundlich erwähnte Schenkung in Wangen. Auch wenn die Kirche später immer wieder als sanktgallische Eigenkirche erwähnt wird, weist das St. Martinspatrozinium auf einen älteren, fränkischen Einfluss hin, der vermutlich ins 8. Jahrhundert zurückreichen dürfte. An den sanktgallischen Lehen ist deutlich zu sehen, dass die Wangener Kirche an der Grenze von Argengau, Alpgau und Nibelgau gelegen, die Mutterpfarrei der ganzen weiten Umgebung gewesen ist.
1133 - 1167
In seiner Amtszeit erwirbt der Sanktgaller Abt Wernher durch den Grafen von Veringen und den Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Marktrecht für seinen Ort Wangen. Der Marktbezirk ensteht direkt neben dem Kirchplatz und außerhalb der Hofplätze des Niederdorfes. Bei der Kirche liegt auch der getrennt vom "Maierhof" liegende "Kellhof" in der Strasse, die bis heute diesen Namen trägt.
1182
Erste Nennung eines Pfarrers namens "Walter" von Wangen. Genannt wird er in der Liste der Spender, die mit ihrer Gemeinde zum Aufbau des abgebrannten Klosters Isny beigtragen haben.
Aus dieser Zeit stammt auch ein romanisches Vortragekreuz, das im Besitz der Pfarrei ist und im Ratssaal des Rathauses öffentlich ausgestellt wird.
Die hochmittelalterliche, romanische Hallenkirche ist in den 1980er-Jahren archäologisch nachgewiesen worden. Ob es einen (sehr wahrscheinlichen) frühmittelalterlichen Vorgängerbau gegeben hat, wurde leider nicht näher untersucht.
1275 und 1353
Die Pfarrei wird im Liber decimationis (1275) und später im Liber taxationis (1353) genannt. Der Pfarrsprengel zählt dort 200 Wohnungen. Die Kirche in Deuchelried findet 1353 als Filialkirche der Martinspfarrei erstmalig Erwähnung.
1386
Der Chorraum wird errichtet (in der heutigen Form) und am 2. Mai zur Ehre des heiligen, Martin, Gallus und Christopherus geweiht. Dabei wird der Chorraum breitet und länger. Da aber der Turm direkt an den alten Chorraum angebaut ist, hätte der abgerissen werden müssen, was man vermied. So ist (bis heute) die Verbreiterung nur dadurch zu erreichen, dass die Mittelachse des Chorraumes außer der Mittelachse des Mittelschiffes gerät.
Die Erweiterung ist der wachsenden Gemeinde, vor allem aber der steigenden Zahl von Klerikern geschuldet, die in oder um die Kirche herum ihre Dienste versehen. Es sind zeitweise bis zu 12 Kaplaneien in der Pfarrei errichtet.
1421
Am 16. Oktober wird der Hochaltar der Pfarrkirche neu geweiht, zu Ehren des hl. Martin, des hl. Gallus, des hl. Mauritius und seiner Gefährten, des hl. Christopherus und des hl. Märtyrers Thomas.
1422
Am 2. Juni erteilt der Bischof von Konstanz die Erlaubnis zur Vergrößerung und zum Neubau / auch Renovation der Kirche.
1424
wird der Nikolausaltar neu geweiht, ebenso ein Altar auf der linken Seite und der Margarethenaltar in der linken Chorkapelle, die gleichzeitig auch Taufkapelle ist.
1426
Ulrich Rösch - der "Rote Uli", wie er genannt wird - wird als Sohn eines Bäckers am 14. Februar 1426 in Wangen geboren. Der mit vielen klerikalen, verwandtschaftlichen Kontakten ausgestattete Sohn der Stadt ist 1463 - 1491 Abt des Klosters St. Gallen, das er vor dem sicher scheinenden Untergang bewahrt. Nachdem bei seiner Wahl gerade noch drei Mönche im Kloster sind, reformiert es Ulrich Rösch ökonomisch sowie geistlich. Unter seiner streitbaren Führung erreicht das Kloster eine neue Blüte. Ulrich Rösch gilt als Wiederbegründer des Klosters und seines sogenannten "silbernen Zeitalters".
1445
Der Generalvikar von Konstanz gibt dem Pfarrer die Erlaubnis, die Kirche zu erweitern und zu reparieren.
1447
Die neuerrichtete Spitalkapelle in der Unterstadt wird nebem dem 1446 errichteten Spital eingeweiht. Das Spital war vorher in der Oberstadt. Mit der Ausdehnung der Stadt wird es in die sogenannte Unterstadt verlegt. Die Kapelle wird zur geistlichen Seelsorge der Spitalinsassen miterrichtet und auf das engste mit dem Spital verbunden.
1462
Ein neuer Hochaltar im Chor der Pfarrkirche wird fertiggestellt.
1466
Der Sebastiansaltar, der zeitweise auch Stephansaltar genannt wird, wird neu geweiht.
Historische Bibliotheken von 1464 und 1808
1464
Die Kapitelsbibliothek des ehemaligen Dekanats Wangen
- Zur Wiederentdeckung eines bedeutenden historischen Buchbestandes
von Kreisarchivar Kai-Michael Sprenger und Gemeindereferent Stephan Wiltsche
erschienen im Heftchen „Im Oberland“ 2/2009
Habent sua fata libelli – Bücher haben ihr eigenes Schicksal. Dieser häufig, doch zumeist unvollständig zitierte Satz des spätantiken Grammatikers Terentianus Maurus scheint sich auch im Schicksal jener rund 10.000 Bände umfassenden Bibliothek zu bestätigen, die zumindest an ihrem ursprünglichen Entstehungsort fast schon vergessen schien und erst vor wenigen Monaten wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit gelangte: die historische Kapitelsbibliothek des katholischen Dekanats Wangen. Nicht zuletzt verhalf die Umorganisation der Dekanatsstrukturen im Bistum Rottenburg-Stuttgart dieser Wiederentdeckung mit auf den Weg. Lesen sie weiter im Download .....
weitere Ereignisse aus der Geschichte der Pfarrei St. Martin, Gallus und Magnus
1468
Die Jahreszahl am Westportal der Kirche dokumentiert den Abschluss einer Kirchenerneuerung und - erweiterung. Die heutige Länge der Kirche ist erreicht, wenn auch die Seitenschiffe noch viel schmaler als heute sind.
1470
Bischöfliche Bestätigung der Stiftung einer Predigerpfründe (gegründet 1464) und die Erlaubnis zur Vereinigung mit der Leonhardspfründe. Offensichtlich reichen die urprünglich vorgesehenen Predigerpfründe allein nicht aus, einen Prediger zu verdingen oder zu halten. An die Leonhardspfründe war eine bestimmte Anzahl von Messverpflichtungen gebunden, die zukünftig der Prediger, der neben dem Pfarrherrn der herausgehobene, bildungselitäre Kleriker in Wangen ist, mitzuleisten hat. Die zur Ableistung der Verpflichtung gehörige Leonhardskapelle liegt im heutigen Pfarrsaal der Gemeinde (Bischof-Sproll-Saal), ist unter dem Niveau des Friedhofs - deshalb wird sie auch "Bodakapell" genannt - und zugänglich vom Kirchhof aus, indem man zu ihr hinabsteigt. Der Eingang ist heute noch in der östlichen Wand des Pfarrsaals zu sehen. Die Kapelle wird 1811 offiziell profanisiert.
Im Predigerwesen sieht man die Hinwendung und das Bedürfnis vor allem der städtischen Bevölkerungsschichten nach intellektuellem Begreifen des Glaubens. Glaube und Verstand übereinszubringen sind neue Themen der einfachen Gläubigen. Die Wangener Handelsherren brachten vielfältige Erfahrungen und eine gehörige Weltoffenheit aus ihren Handelsreisen in ganz Europa mit in ihre Heimat.
1515
Die heute noch bestehende Ulrichsbruderschaft wird gegründet von den vier Pfarrern aus Wangen (Pfr. Ulrich Wiser), Ratzenried, Niederstaufen und Oberreitnau. Sie nimmt 100 Priester und von 1586 - 1909 auch 12 Laien auf, die sich im Gebet beistehen und sich einmal im Jahr um den Ulrichstag herum versammeln, um " in einen Wetteifer der Liebe zu treten", wie es in den Gründungsstauten heißt "... gegen die Lauheit der Zeit,... den Menschen zum Vorbild".
Erste geistliche Reformaufbrüche am Beginn oder kurz bevor der Reformation sind mit der Gründung der Bruderschaft in Wangen zu verspüren. Vielleicht einer der Gründe, dass die Stadt durch alle Wirren der kommenden Zeit dem katholischen Glauben treu verbunden blieb. Das älteste Bruderschaftsbuch von 1540 mit den eigenhändigen Versprechungen der Aufgenommenen ist noch erhalten.
1521
Im Gebiet des Maierhofes im Niederdorf, die die Keimzelle von Wangen darstellt, wird ein neuer Friedhof angelegt und mit einem Zaun umgeben. Wegen der großen Zahl der Pesttoten reichte der Friedhof bei der Kirche nicht mehr aus.
1522
Der Spitalkirche zugeordnet wird eine Patemistenstiftung errichtet, die für 4 Sängerknaben sorgt. Diese stammen aus bedürftigen Familien der Stadt, oft auch Waisenknaben, die dadurch im Spital leben durften. Im Gegenzug sind sie verpflichtet, mit ihrem Gesang die tägliche Messe für die Familie Füg mitzugestalten, die die Stifter des Spitals sind (seit 1446). Bis 1917 gab es diese Sängerknaben. Im bald folgenden Währungsverfall wurde das Stiftungskapital, wie auch das anderer Stiftungen, vernichtet.
Bis auf den heutigen Tag ist der Heischebrauch der Sängerknaben erhalten, den die Patemisten und die Lateinschüler der Stadt am Niklausabend durchführen durften, das sogenannte "Klosensingen". Mehr dazu und über das älteste bekannte Lied der Region lesen Sie im Link, den uns die die Freiwillige Feuerwehr Wangen zu Verfügung stellt.....
1524
Der Wangener Magnusstab: Mit der Bitte um Teilung der 1467 in Füssen wiedergefundenen Magnusreliquie wird in Wangen ein neuer Kult begründet. Für die Reliquien wird ein Stab aus Silber angefertigt (vermutlich in Augsburg) und der Stab in der Kreuzwoche über die Felder und Fluren von Wangen, Deuchelried, Niederwangen und Wohmbrechts/Maria Thann getragen. Dadurch sollen die Plagen von Nagern und anderen Schädlingen gebannt werden. Bis zum Verbot (1804) durch die baierische Regierung gibt es einen jährlich stattfindenden Magnusritt, an dem bis zu tausend Reiter teilnehmen. Bis heute wird der Stab, deren Magnusreliquien im Jahr 1919 mit der Niederwangener Gemeinde geteilt werden, an Christi Himmelfahrt über die Fluren getragen und diese und die Gläubigen damit gesegnet.
1530
Pfarrer Ulrich Wiser hinterlegt anlässlich der Erneuerung des damals noch spitzigen Turmhelms im Turmhahn eine Pergamenturkunde. Darin bezeugt er, dass die Bürger und die, die Wangen regieren, fest an der hl. lateinischen Kirche festhalten wollen. Als eine der wenigen Städe in Schwaben bleibt Wangen katholische Reichsstadt. So profilierte Gestalten wie Pfarrer Wiser sind maßgeblich daran beteiligt.
1577
Die Kirche wird geweißt und von einem Maler aus Lindau ausgemalt.
1591
Die ältesten noch vorhandenen Kirchenverzeichnisse in Wangen werden angefangen.
- das Taufbuch
- das Sterbebuch
- das Jahrtagsverzeichnis (1593), das ein älteres Anniversar aufgreift, das leider nicht mehr vorhanden ist.
In der XXIV. Sessio des tridentinischen Konzil (1545-1563) wird das Führen von Kirchenbüchern Vorschrift. Vorher gab es keine systematischen Aufschriebe die Pfarrangehörigen betreffend. Wenn auch zeitlich verzögert in Wangen eingeführt, verhalf wohl die gerade vergangenen Pestwelle von 1590 und auch die Einführung der gregorianischen Zeitrechnung (1582 haben die kath. Reichstände diese übernommen) der exakte Neubestimmung der Bevölkerung und der kirchlichen Feste zum Durchbruch.
1596
Die (Rochus) Kapelle auf dem Gottesacker wird nach einer neuerlichen Pestwelle eingeweiht. In ihr findet sich eine absolut kostbare Bilderbibel-Kasettendecke.
Die Anna-Bruderschaft hatte in der Kapelle ihre Messen. Die Kapelle ist bis heute im Besitz der Pfarrei, wenn auch der Friedhof als heutiger Stadtpark 1958 mit der Stadt getauscht wird für das Gelände der damals geplanten Ulrichskirche im Waltersbühl.
Während und nach dem 2. Weltkrieg (bis ca. 1950) finden in der Kapelle russisch-orthodoxe Gottesdienste für Kriegsgefangene und dann Emigranten statt.
1586 und 1608
Die letzten Rechte des Klosters St. Gallen werden nach 793 Jahren zum Teil enger Verbindung von der Reichsstadt Wangen abgelöst. Nachdem St. Gallen den Markt im Bereich der heutigen Altstadt gründete, wurden im Laufe der Jahrhunderte die Bande zunehmends lockerer. Mit dem Erlangen des Stadtrechts in staufischer Zeit oder dem Erwerb der Ammannenämter im 14. Jahrhundert wurden die Rechte des Klosters immer mehr eingeschränkt, wenn auch fast alle Häuser der Stadt durch Abgaben noch gebunden waren. Zuletzt waren es neben der öffentlichen Huldigung eines neuen Abtes kaum mehr als Äußerlichkeiten, die verbanden. 1586 und dann noch 1608 werden die letzten Rechte von der Stadt erkauft oder ertauscht (gegen die Herrschaft Neuravensburg). So geht zuletzt das Patronatsrecht über die Pfarrei, also das Vorschlagsrecht des Pfarrers, an den Magistrat der Stadt über.
1618
Die Rosenkranzbruderschaft wird gegründet. Sie ist eine der ersten der Region, die sich bereits am Beginn des 30-jährigen-Krieges konstituiert. Ein geistlicher Aufbruch der Pfarrei ohne Vergleich mit zuvor oder später. Schon nach einem Jahr gibt es über 1500 Mitglieder, die zum Teil von weit außerhalb herkommen (bis vom Weitnauer Tal, Weissenau, Rot an der Rot, der gesamte Franziskanerinnenkonvent von Kißlegg, viel Adelige des ganzen Oberlandes, einige Äbte, ...). Bald wird der Bruderschaftsaltar (1622 von Hans Zürn d.J. aus Buchhorn) in der Pfarrkirche errichtet und eingeweiht. Die Ordensbrüder der Dominikaner sind mit der Ausbreitung dieser Bruderschaft beauftragt. Prediger Jakob Stehele, der später auch Pfarrer dahier und Dekan des Dekanat Lindau wird, ist neben dem Laien Jakob Wangner entscheidender Mitinitiator. Die Kirche, die sich von Innen her (durch den Protestantismus) und von Außen her (den Türken) bedroht sieht, will sich geistig rüsten. Ein neues Selbstbewußsein der katholischen Kirche in der Katholischen Reform kommt zum Vorschein - gerade in der katholischen Reichstadt Wangen!
Es sind sämtliche Bruderschaftsbücher, die über einen Zeitraum von 350 Jahren geführt werden, vorhanden. Auch die wunderschön handkolorierte Prachturkunde der Gründung ist noch vorhanden (eine der schönsten der erhaltenen Urkunde der Stadt Wangen!). Ein Eindruck vermittelt der Download...
1641
Die Kapuziner lassen sich in Wangen nieder. Nachdem, auch aufgrund kriegerischen Auseinandersetzungen und vieler Kontributionen in Folge des 30-jährigen Krieges, das Kapuzinerkloster noch nicht fertiggestellt ist, wohnen die Patres und Fratres im Hinterofenhaus am Marktplatz (von 1640 - 1656).
1651
Die neuerbaute Kapuzinerkirche vor dem Lindauertor wird am 17. Oktober feierlich eingeweiht als Schutzenengelkirche. Sie enthält auch eine seitliche abzweigende Kapelle die auf den ersten Heiligen des Ordens, den Hl. Fidelis von Sigmaringen konsekriert wird (Fideliskapelle). Vor allem das Beichthören, aber bald auch die einfache Pfarrseelsorge obliegt den Geistlichen. Unter anderen besetzen sie bald die Predigerstelle und betreiben die Seelsorge im Spital. Der Bettelorden erfreut sich großer Beliebtheit in der Bevölkerung Wangens und weit darüber hinaus.
1658
Der Blitz schlägt am 22. April in die spitze Turmhaube ein und beschädigt diesen schwer.
1665 / 66
Das Kirchenschiff wird um ca. 1 Meter erhöht. Die Folge davon ist, dass umfangreiche Maurer- und Glaserarbeiten notwendig sind, weil die Fenster im Hauptschiff oben vergrößert werden müssen. Evtl könnte auch zu diesem Zeitpunkt das rechte Kirchenschiff verbreitert worden sein. Es hatte ursprünglich nur die Breite bis zur Flucht mit dem Turm. Das linke Seitenschiff bleibt in jedem Fall noch lange Zeit in dieser ürsprünglichen Breite (bis 1843).
1684 - 1687
Der Innenraum der Kirche wird erneuert. Unter anderem fertigt der Bildhauer Balthasar Krimmer die Apostelfiguren neu, die übrigens heute in der Lindenberger Kirche zu finden sind. Sie werden in Nischen, die mit Stuck verziert sind, an den Seitenwänden und der Gibelwand des Mittelschiffes aufgestellt.
Der Hochaltar wird jetzt barockisiert (Erst bei der Neugotisierung 1899-1904 wird er durch den jetzigen Altar ersetzt). Das Bischofswappen im Auszug des damaligen Altares ist noch im Heimatmuseum erhalten. Die vier integrierten, großen Reliquienständer zieren heute den Hochaltar der Spitalkirche.
1719
Die Spitalkirche wird neu erbaut. Nachdem die 1447 eingeweihte Liebfrauen-Spitalkapelle baufällig geworden ist, wird sie 1719 neu erbaut und 1723 eingeweiht. Dabei werden zwei Bürgerhäuser abgebochen, die in Richtung Eselmühle noch stehen und die Kapelle um diesen gewonnenen Raum erweitert. Mit Steinen des abgebrochenen Prassberger-Amtshauses am Marktplatz wird die Kapelle zu einer ansehnlichen Kirche im barocken Stil ausgebaut.
1728
Das Deuchelrieder Gebiet wird von einer Filiale zu einem Pfarrvikariat erhoben
Deie erste Erwähnung erfährt die St. Petruskirche im Jahr 1353 im Liber Taxationis, wo sie als Filiale der Pfarrei St. Martin beschrieben wird. 1275, im Liber Decimationis, taucht die Petruskirche noch nicht auf.
Bis dahinstehen die Deuchelrieder Gläubigen in den Kirchenbüchern, egal ob beim taufen, heiraten oder sterben, mitten unter den Pfarrangehörigen der Martinspfarrei auf.
Hier mehr zur Kirchengeschichte der Pfarrei St. Petrus in Deuchelried
1735
Mit einer großen und feierlichen Prozession wird der Leib des Katakombenmärtyrers "Benedikt" nach Wangen überführt. Die Gebeine sollen aus der Calixtuskatakombe stammen, südlich von Rom an der Via Appia gelegen. Sie werden auf die Vermittlung des Kapuzineroberen Maximilian Egg, der aus Wangen stammt, hierher vermittelt. Nachdem der Mätyrerleib in der Bischofsstadt Konstanz noch einmal umgebettet und die Echtheit neu bezeugt wird, wird er weiter auf die Reise nach Wangen gebracht. Tausende von Menschen strömen zu diesem Ereigniss nach Wangen. Leider strömt auch der Regen so arg, dass die Prozession bei Schwarzenbach abgebrochen werden muss und alle am darauffolgenden Tag wiederkommen. Wieviel Menschen anwesend waren, verdeutlicht sich, wenn überliefert wird, dass 10.000 Beichten im Rahmen der Translation gehalten werden. Fortan soll der Mätryrer der Patron der Stadt Wangen sein. Er wird auf dem Rosenkranzaltar beigesetzt. Jährlich wird sein Leib am Sonntag nach Christi Himmelfahrt durch die Strassen der Stadt getragen (letztmals nachgewiesen zum 200-jährigen Jubiläum im Jahr 1935).
1739
Ein Blitz schlägt während eines Gewitters in die spitze Turmhaube ein und es droht die ganze Kirche niederzubrennen. Der Helm wird daraufhin ersetzt durch die heute noch bestehende barocke Haube mit den grünen Ziegeln.
1744
Mit der Hereinnahme der Figur "der Gefangene Jesus" in die Spitalkirche und ersten Wundern entwickelt sich in der Spitalkirche eine rege Volkswallfahrt. Es kommen soviele Menschen, dass vorne eine seitliche Tür eingebrochen werden muss (1749), damit sie im Einbahnverkehr an dem seitlich aufgestellten Gnadenbild vorbeigeführt werden können. Zahlreiche Pfarreien wallfahren nun in die Stadt Wangen. 1753 bestätigt eine bischöfliche Untersuchung die Wundertätigkeit. Schriftliche Mirakelberichte haben sich erhalten, die für diese Untersuchung aufgezeichnet wurden. Es wird im Bericht darauf hingewiesen, dass die Figur wundertätig genannt werden darf und darauf hingewiesen, dass es nicht das Abbild aus Holz selber meint, sondern immer das Urbild im Himmel, das auch Anbetung verdient.
1760
Die Andacht zum Prager Jesukind wird eingeführt. Die Figur des Jesukindlein lässt sich heute nicht mehr nachweisen.
1782
Die barock geschaffenen Seitenaltäre (von 1702) und die 4 Nebenaltäre (1777-1779), von denen noch 2 vorhanden sind, werden geweiht. Sie sind von Johann Georg Wirth geschaffen.
1784
Es erscheint eine neue diözesane Kirchenordnung, die durch den Magistrat der Stadt in Wangen eingeführt wird.
Gleichzeitig wird mit Pfr. und Dekan Josef Gebhard Weiß eine der prägenden Gestalten dieser Umbruchszeit als Pfarrer in Wangen installiert. Er wird, von Niederwangen her kommend, bald (der letzte) Dekan des Dekanats Lindau und 1811 der erste des neugeschaffenen Dekanats Wangen. Er erlebt die Mediatisierung der Stadt Wangen, seine kurze bayerische und die erste württembergische Zeit, prägt das Staatskirchentum auf regionaler Ebene mit, ist unermüdlich am erfassen und registrieren. In seiner Amtszeit brennen beim Stadtbrand das Pfarrhaus und andere kirchliche Gebäude ab und werden in der heutigen Form neu errichtet.
1793
In der Spitalkirche ist eine Erinnerung zum Stadtbrand von 1793 erhalten geblieben. Das in der Unterstadt ausgebrochene Schadensfeuer brennt innerhalb von 1 1/2 Stunden über 70 Gebäude nieder. Es tritt bei den Kaplaneihäusern auf die Oberstadt über und breitet sich aus bis zum Lindauer Tor. Nur mit Mühe und Glück (oder wie es das Votivbild beschreibt, mit Gottes Hilfe), kann ein kompletter Abbrand der Stadt verhindert werden! Auch das mittelalterliche Pfarrhaus wird ein Raub der Flammen.
1803 - 1810
Mit dem politischen Ende der freien Reichstadt und dem Übergang in bayerische und ab 1810 in württembergische Oberhohheit, sind auch Änderungen im kirchlichen Leben vorprogrammiert. Nicht nur das Patronatsrecht wechselt auf die neuen Landesherren, sondern die staatliche Verwaltung greift jetzt massiv in das kultische Leben der Kirche ein. Von der Aufklärung her motivierte Verbote, etwa des in Wangen jährlich stattfindenden und weithin berühmten Magnusrittes mit seinen tausenden Gläubigen, sowie anderer Bitt- und Wallfahrten lassen etwas vom neuen Zeitgeist erscheinen.
1820
Anton von Gegenbauer stiftet das Sebastiansbild auf den Altar der schmerzhaften Muttergottes, der seitdem wieder Sebastiansaltar genannt wird. Es ist ein Frühwerk des Wangener Künstlers, der später am württembergischen Königshof große Aufträge malt. Auch das Marienbild auf dem Rosenkranzbruderschaftsaltar in der Pfarrkirche (von 1842) sowie eine Weihnachtsdarstellung in der Spitalkirche, das einst als Altarwechselbild den 1899 beseitigten barocken Hochaltar der Pfarrkirche zierte, sind der Kirchengemeinde überkommen. Anton von Gegenbauer, der Sohn des Spitalpflegers, ist auf dem Campo Teutonico in Rom begraben. Sein Denkmal in Wangen findet sich heute vor dem Ravensburger-Tor (Liebfrauentor).
1823
eine Zeit der Neugründungen. Nachdem die Wallfahrtskirche von Pfärrich kurz zuvor zur Pfarrei geworden ist, wird auch das Pfarrvikariat Deuchelried zur Pfarrei erhoben. Bis dahin war die Deuchelrieder Filiale immer der Martinspfarrei zugeordnet gewesen.
Hier mehr zur Kirchengeschichte der Deuchelrieder Pfarrei St. Petrus.
1835
Nachdem das Kapuzinerkloster säkularisiert worden ist, wird es noch 2 Jahrzehnte lang als Zentralkloster gehalten, aus dem Patres und Fratres der Klöster der ganzen Umgegegend gesammelt werden. Nachdem der letzte Ordensbruder verstorben ist, wird das Gebäude des Kapuzinerklosters und der Klosterkirche und sein gesamtes Inventar 1835 verkauft.